
Automatisch beginne ich zu lächeln wenn ich nur das Wort ‚Marrakesch‘ lese. Viele sagen mir auch, wenn ich von dieser Stadt erzähle leuchten meine Augen. Das sind doch Symptome einer verliebten Frau, nicht wahr? Ich habe da gleich den dampfenden Pfefferminztee in meiner Nase, den Djemaa el Fna und die alten Stadtpaläste vor meinem inneren Auge, den Geruch der Tajinen, den süssen Geschmack der frischen Mandarinen. Ich schwelge schon wieder *ggg*.
Mich hat die Faszination schon im Sommer 2016 gepackt, als ich meinen ersten Reiseführer für Marrakesch in Händen hielt. Ich hatte schon lange den Plan in den Orient zu reisen. Der ‚arabische Frühling‘ von 2011 und die Kriegswirren um Syrien, den Libanon und Jordanien machten mir aber einen Strich durch die Rechnung. Dann noch die Anschläge in Ägypten, Tunesien und was weiß ich wo. Da ließ mich meine Mama auch nicht gerne in den Urlaub gehen. Aber 2016 sollte es soweit sein 🙂 Ich hab mir Marokko auserwählt um das erste Mal in den Orient einzutauchen.
Da die Sicherheitslage in Marokko nicht bedrohlich war, freute ich mich riesig auch endlich meine Reisepläne in die Tat umzusetzen. Eigentlich war mein Plan schon im November 2016 nach Marrakesch zu reisen, aber Mitte September hatte ich einen schweren Autounfall (in dem mich viele Schutzengel beschützt haben) der mir meine Pläne durchkreuzte. Für den März 2017 konnte ich dann aber einen Flug ab München nach Marrakesch buchen und ich organisierte mir meinen Single Trip. Leider trauen sich viele Frauen nicht zu, alleine zu verreisen, was wirklich schade ist, denn es hat auch seine guten Seiten. Ich muss mich niemanden anpassen und ich lerne immer sehr viel über die Kultur und auch viele Menschen kennen. Es ist auch nicht gefährlich, solange ich mich auf meinen gesunden Hausverstand verlasse. Zu Hause gehe ich als Frau auch nicht mitten in der Nacht durch eine dunkle Gasse. Du verstehst?
Also auf nach Marrakesch! Samstag früh fuhr ich ab Lindau mit dem Zug nach München zum Flughafen und stieg in meinen Flieger. Nach 3,5 Stunden Flug, kam ich in Marrakesch an. Der 27 Grad warme Wind beim Aussteigen tat nach diesem kalten Winter am Bodensee richtig gut. Nach den Einreiseformalitäten wurde ich von einem bereits gebuchten Fahrer abgeholt der mich zu meinem Riad (kleines Stadthotel, es gibt ca. 1500 in Marrakesch!) brachte. Oder zumindest in die Nähe. Da ab Mittag bis weit in die Nacht keine Autos in die Medina (Altstadt) fahren dürfen, organisierte er mir noch einen Mann der meinen Koffer mit einem Karren zu meinem Riad brachte. Das kostete mich 20 Dirham, ca. 1,80 Euro. Vereinbare immer den Preis davor. Lass dich nur nicht von jemanden (besonders nicht von Kindern) einfach so helfen, danach wollen sie immer unverschämte Preise deiner Geldtasche entlocken.
Der Inhaber des Riads, Said, wartete schon auf mich an der Straße. Said ist ein sehr aufmerksamer und zuvorkommender Mann, der sehr um seine Hotelgäste bemüht ist. Said weiß einfach alles 😉 Er hat überall Kontakte und hilft einem sehr gerne weiter. Ich schätze, das liegt bei vielen Marreckchi im Blut. An diesem Abend, es war doch schon nach 20.00 Uhr blieb ich im Riad. Ich setzte mich auf die Dachterrasse, aß noch eine Kleinigkeit und hörte zum ersten Mal den Gebetsruf des Muezzin der Moschee Ben Saleh die direkt neben dem Riad ist. Erst ist der Klang etwas befremdlich, aber ich empfinde das als wunderschön. Vor allem ist es in Marrakesch noch so, dass der Gebetsruf nicht vom Band kommt, sondern jedes mal live ist. In Marrakesch gibt es unzählige Moscheen und wenn die Gläubigen zum Gebet gerufen werden, ist das eine unglaubliche Geräuschkulisse.
Meine erste Nacht war wirklich gut. Ich habe ein schönes Zimmer mit einem schönen Bad und das Frühstück ist wirklich toll. Traditionell ist es immer sehr süß, aber es sättigt sehr lange. Als erstes ging ich zum Platz Djemaa el Fna (lass die Buchstaben einfach über deine Zunge rollen). Auf meinem Weg dahin wurde ich schon das erste Mal als Diabetikerin identifiziert 🙂 Ein Mann aus Frankreich sprach mich auf meinen FreeStyle Libre an. Er sei selber Diabetiker und wir haben uns etwas über Pumpen und den Libre unterhalten. Da man sich ja im Leben immer zwei mal trifft, habe ich ihn und seine Frau tatsächlich am Abend nochmals am Platz getroffen. Mein erstes Ziel auf dem Platz war aber das berühmte ‚Café de France‘. Ich empfehle hier in den ersten oder zweiten Stock zu gehen und dort die Aussicht zu genießen. Der Kaffee selber ist leider mittelmäßig, da gibt es den besseren im ‚Restaurant Argana‘ das auch direkt am Platz ist. Oder einfach Minztee trinken 🙂 Danach ging ich über den Platz, der im übrigen ein UNESCO Weltkulturerbe ist, in Richtung der Koutoubia Moschee. Diese ist in Marrakesch die größte. Leider darf man als Nicht-Moslem in ganz Marokko keine Moschee betreten. Die einzige Ausnahme ist hier die Moschee Hassan II in Casablanca. Sehenswert ist allerdings das 77 Meter hohe Minarett und auch der Garten um die Moschee. Wer gerne fotografiert hat sowieso seine große Freude an dieser Stadt. Ein Motiv jagt das andere.
Danach zog es mich in den Souk (Basar). Über den Djemaa el Fna, der auch einfach ‚la Place‘ genannt wird kommt man in den Souk. Es ist hier schön sich einfach treiben zu lassen und es ist vollkommen egal ob du dich verläufst, irgendwo kommst du immer raus und sonst helfen einem die Shopbesitzer den richtigen Weg zu finden. Im Souk findest du einfach alles. Von orientalischen Lampen, über traditionelle Gewänder, Gewürze, Küchenutensilien, wunderschönen Schals und Schmuck, Haushaltsgegenständen und Gebetsteppiche gibt es alles mögliche und unmögliche. Auch Köstlichkeiten zum Essen wie Oliven oder Süssigkeiten. Jeder Shopbesitzer möchte dir etwas verkaufen, das kannst du aber mit einem freundlichen ‚Shukran‘ (Danke) abwehren. Bei einem Kaufen musst du aber immer handeln. Der Preis wird immer viel teurer anberaumt. Überlege dir was du bezahlen möchtest und Beginne mit der Hälfte. Dann wirst du etwas rauf gehandelt und du handelst runter. Glaub mir, es kann richtig Spaß machen. Ich konnte mich hier immer sehr gut in Englisch verständigen. Ansonsten ist es gut wenn du etwas Französisch oder ein paar Brocken Arabisch sprichst. Ich werde hier in nächster Zeit ein paar solcher hilfreicher Phrasen einstellen.
Nach meinen ersten Einkäufen fand ich meinen Weg wieder auf den Djemaa el Fna und ging was essen. Ich liebe Tajine in allen erdenklichen Variationen. Eine Tajine ist zum einen der Kochtopf mit geschwungenem Deckel, als auch das Gericht selber. Es gibt vegetarische und mit verschiedenen Fleischsorten. Der Couscous wird traditionell am Freitag gegessen. Mir bekommt diese Küche sehr gut, und ich hatte auch bei frischem Obst vom Markt keine Magenprobleme. Die Preiskategorien sind von ’sehr lecker und günstig‘ bis ’sehr lecker und teuer‘ breit gefächert. Am meisten Spaß macht das Essen am Abend auf dem Platz, wenn die mobilen Garküchen aufgestellt werden. Ca. 100 Küchen werden dann aufgebaut und man kann überall zu Abend essen. Gleich wie im Souk will jedes dieser Küchen sein Essen verkaufen. Wenn du nur schauen möchtest, dann sag dass du schon gegessen hast. Ansonsten kann es zum Spießrutenlauf werden. Allerdings ein sehr unterhaltsamer. Lächel immer und genieße den Trubel.
Der Djemaa el Fna ist der ganze Tag ein unterhaltsamer Fleck. Unter dem Tag sind hier Gaukler, Schlangenbeschwörer, Hennamalerinnen und Orangensaftverkäufer. Am Abend kommen dann auch noch Trommler, Tänzer(innen), Boxkämpfer und Geschichtenerzähler dazu. Wie in jeder Großstadt gibt es aber auch Menschen die die Gunst der Stunde ergreifen möchten und deshalb mein Rat, passe auf deine Handtasche oder Rucksack auf. Es sind zwar viele Polizisten in Zivil auf dem Platz, aber du musst es ja nicht herausfordern 🙂 Ansonsten hast du nichts zu befürchten.
Wie es am nächsten Tag weiter geht und was es in Marrakesch alles zu entdecken gibt, schreibe ich im nächsten Teil.
Dein Bericht ist Super, freue mich schon auf den nächsten,
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Hallo Julia,
dein Bericht klingt toll. Marroko steht zwar im Augenblick noch nicht auf meiner Liste, aber dein Bericht klingt schon mal sehr vielversprechend. Schade ist es zwar, dass man als Nicht-Moslem keine Moschee besuchen kann, ich finde die ja wahnsinnig schön und habe in Istanbul eine nach der anderen angeguckt. Aber ich verstehe es auch, da Religion eben etwas sehr persönliches ist und nicht vermarktet werden sollte.
Liebe Grüße
Magdalena
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Hallo Magdalena,
vielen Dank für deine liebe Rückmeldung. Das die Moscheen (mit Ausnahme die Hassan II Moschee in Casablanca) nicht betreten werden dürfen, kommt noch aus der Protektariatszeit der Franzosen. Hat also nichts mit dem Glauben an sich zu tun, sondern das wohl so manch ein Franzose die Marokkaner bedrängte und diese sich dann durch den Erlass wenigstens in eine Moschee zurückziehen konnten.
Mir wurde aber auch gesagt, dass die Moscheen innen nicht zu vergleichen sind mit denen anderer muslimischer Länder wie der Türkei oder dem Iran seien. Aussnahme ist da aber wiederum die Hassan II Moschee in Casablanca 🙂 Die ist wunderschön.
Liebe Grüße
Julia
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