
In meinem vorangegangenen ersten Teil habe ich schon das Thema angesprochen, dass man sich für einen Jakobsweg entscheiden muss. Nur wie mache ich das? Speziell als Neuling? Ich stelle dir hier ein paar der Jakobswege vor bzw das Netz das sich durch ganz Europa und auch etwas darüber hinaus erstreckt.
Wie du siehst, könntest du auch direkt von deiner Haustüre aus los nach Santiago de Compostela aufbrechen. Mir sind tatsächlich Pilger aus Holland und Deutschland begegnet. Dafür muss man vom Bodensee aus (hier bin ich daheim 🙂 ) ca. drei Monate einplanen. Wer nicht so viel Zeit (Urlaub von der Arbeit/Familie) oder auch das benötigte Geld hat, kann auch in Etappen pilgern. Bisher habe ich immer zwei Wochen Urlaub zum Pilgern für mich eingeplant. Das ist auch schon eine sehr wohltuende Erfahrung ❤
Aber für welchen soll ich mich entscheiden ?
Für mich war bisher ausschlaggebend, dass ich in der Nähe des Meeres wandern konnte. Hierfür bieten sich in Spanien der Camino del Norte (ca. 800 km) und in Portugal der Camino Portugues (ab Porto ca. 250 km, ab Lissabon ca. 650 km) an. Bisher bin ich immer im Mai gepilgert. Die Jahreszeit spielt für mich auch eine Rolle. Ich genieße es, wenn im Frühjahr die Blumen, Wiesen und Bäume im saftigen grün und allerlei Blütenfarben förmlich explodieren. Wer allerdings schon früher im Jahr, sagen wir im März aufbrechen möchte, der ist glaube ich auf der Via de la Plata (ca. 1000 km) sehr gut aufgehoben. Dieser schöne Jakobsweg (ich war selber noch nicht da, aber steht auch auf meiner Wunschliste) fängt ab Sevilla im Süden Spaniens an. Dieser Weg ist durchaus das ganze Jahr machbar, allerdings in den heißen Sommermonaten ist es sicherlich sehr heiß in Zentral Spanien. Und dann gibt es noch den „Klassiker“, den Camino Frances (ca. 800 km). Dieser beginnt in den Pyrenäen in der französischen Stadt St. Jean Pied de Port. Weit über die Hälfte aller Pilger wandern auf diesem Weg über Pamplona, Burgos und Leon um in Santiago de Compostela an der Kathedrale den Camino zu beschließen. Für mich persönlich ist dieser wegen der Menschenmassen eher uninteressant. Landschaftlich muss er allerdings auch wunderschön sein.
Außerhalb der iberischen Halbinsel bin ich den Münchner Jakobsweg (ca. 290 km) gegangen. Dieser beginnt im Zentrum von München an der Jakobskirche. Hier gibt es auch zu bestimmten Tagen eine Pilgermesse und den Pilgersegen. An der Isar entlang geht es dann über Starnberg, dem bekannten Kloster Andechs, Marktoberdorf, Kempten, durch das schöne Allgäu über den Pfänder an den Bodensee. Leider ist bei mir hier das schöne Pilgergefühl gar nicht aufgekommen. Das liegt sicherlich daran, dass man hier nicht auf viele Pilger trifft. Diese Energie wie in Spanien, ist durch die geringe Pilgeranzahl einfach nicht da. Wer also das schöne Alpenpanorama für ein paar Tage genießen möchte, sich aber nicht daran stört recht einsam zu wandern, ist hier richtig gut aufgehoben 🙂 Es ist hier auch möglich auf den Königsweg zu wechseln. Dieser führt nach Füssen und somit zu dem schönen und weltbekannten Märchenschloß „Neuschwanstein“.
Packliste
Was braucht es noch für eine Vorbereitung? Genau, eine Packliste. Ich bin zwar erst 35, allerdings wenn ich nicht alles aufschreibe, vergesse ich einzelne Dinge. Und spezielle mit einer Krankheit wie Diabetes sollte ich auch keine Medikamente oder Hilfsmittel vergessen. Ich hänge ihn hier mal an:
Generell:
- Wanderschuhe
- Teva Wandersandalen
- Wandersocken 2 Paare
- Rucksack 45 + 10 Liter
- Regenschutz Rucksack
- Inlet Schlafsack
- Überzug Kopfkissen
- Wanderstöcke mit Gummidämpfung
- Flugtickets
- Ausweisdokumente auch in Kopie
- Jakobsmuschel für Rucksack
Kleidung: alles am besten in einem Packsack aus Stoff einpacken
- 2 T-Shirt
- 1 lange Wanderhose (oder mit abnehmbaren Beinen)
- 1 kurze Wanderhose oder kurze Leggins
- 2 Sport BH
- 2-3 Unterhosen
- 1 kurze Leggins zum schlafen
- 1 Regenjacke
- 1 Pullover (zB langearmiges Laufshirt)
- 1 Gilet
- 1 Bikini
- mein grünes Wandertuch
Kosmetika: alles in Kleinformat in der Drogerie einkaufen
- Zahnbürste und Zahnpasta
- Hautcreme
- Pinzette
- Nagelzwicker und Nagelfeile
- Duschgel
- Shampoo
- evtl. Pflegeprodukte
- kleine Haarbürste oder Kamm
- kleine Tube Fußcreme
- kleines Deo
- Rasierer
- Tampons
Diverses:
- 2 kleine Mikrofaser Handtücher, oder 1 großes
- 1 Taschenmesser
- 1 Löffel
- Plastikboxen für Diabetesutensilien (Deckel kann als Teller verwendet werden)
- 1 leichte Isomatte
- 1 kleine Flasche mit Waschmittel abfüllen
- 1 Waterbelt für Wasserflasche
- 1 Bauchtasche
- Einkaufstasche in Kleinformat
- 1 Sonnencreme
- 1 Sonnenhut
- 1 Sonnenbrille
- Tempos
- Ladegerät Handy
- Buch, Kindle
- Kleines Heft um Tagebuch zu schreiben
- Kulli
- Kleine Taschenlampe
- 2 mittlere Karabiner (um die Schuhe an den Rucksack zu hängen)
- 3 x Wäsche Protect Tücher
- 1 Wäschenetz
- Adressen für Postkarte
- Hilfe:
- 2 Wundkompressen
- 1 OK Pflaster
- 2 Packungen Blasenpflaster (in Spanien in der Apotheke nachkaufen)
- Thomapyrin (Kopfschmerzen)
- Voltaren Creme!!!!
- Nadel und Faden für Blasenverarztung
Diabetes: für 16 Tage Camino
- 8 x Desinfektionstücher
- 2 x AAA Batterien
- Ersatz Pen und Nadeln
- Kinesiotapes für Fixierung schon vorgeschnitten
- 5 x Insulin
- 8 x Pod’s
- Ersatz PDM
Als Richtwert wie schwer der Rucksack maximal sein soll, wird immer wieder ca. 10% seines Körpergewichtes angegeben. Bei einer Frau mit 50 kg wären das dann 5 kg Packgewicht. Meiner Meinung nach ist das fast nicht möglich. Mein Rucksack ist bei 8-9 kg. Das ist wirklich realistisch. Schwerer wird der Rucksack nur, wenn man noch ein Zelt und Kocher mitnimmt. Wer in Herbergen und Pension unterkommen möchte, braucht das unnötige zusätzliche Gewicht natürlich nicht. Wenn du dann deinen Rucksack auf dem Rücken hast, schau dass du ca. 85% des Gewichtes auf deiner Hüfte (mit dem Hüftgurt) und ca. 15% auf den Schultern trägst. Hilfreich sind sicherlich auch Stöcke beim wandern. Ist aber auch eine Geschmackssache. Mir hilft es, da meine Hände dann nicht anschwellen.
Fotografieren
Ich hatte die letzten Jahr immer eine kleine Digitalcamera dabei. Dafür nur ein uraltes Handy. Ich wollte einfach offline sein. Auch das ist wieder Geschmackssache. Dieses Jahr werde ich allerdings mein Smartphone mitnehmen. Damit kann ich auch super Fotos machen. So spare ich mir den Platz und das Gewicht der Digitalcamera.
Was kostet der Camino
Die Kostenfrage ist sicherlich auch noch interessant für dich. Als Faustregel kannst du in Spanien und Portugal pro gegangenen Kilometer einen Euro rechnen. Also bei meinen geplanten 250 km sind das dann EUR 250,00. Dazu kommen dann noch die An- und Abreise. Klar kannst du auch Luxuriöser und somit auch teurer übernachten und Essen. Diese Berechnung ist nur ein Anhaltspunkt für dich.
Soweit sind das meine Erfahrungen für die Vorbereitung zu einer Pilgerreise auf dem Jakobsweg. Hast du noch Anregungen oder Fragen? Schreib mir doch dann gleich im Anschluß einen Kommentar 🙂
Liebe Grüße, Bon Camino („Guten Weg“ auf spanisch) und Bom Camino („Guten Weg“ auf portugisisch)
Julia
Liebe Julia,
wie schön, dass du wieder in den Bann des Caminos gezogen wirst!
Schreib doch bei deinen Kosten noch ein wenig dazu, wie du so unterkommst und was du so isst (Pilgermenüs oder Supermarkt-Selbstversorger?) – das würde vielen sicher helfen.
Ich würde dich so gern wieder einige KM begleiten!
Buen Camino!
Deine Pilger-Schwester vom del Norte 2016
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Hallo Schwesterchen,
das ist eine sehr gute Anregung 🙂
Dankeschön und hoffentlich pilgern wir wieder zusammen.
:-*
Julia
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