Der Jakobsweg und ich – von Esposende nach Viana do Castelo

Abermals stehen wir bei trüben Wetter auf. Solange es nicht regnet ist das nicht so schlimm. Wir treffen unverhofft auf so einige Pilger im Frühstücksraum. Auch auf Werner, der wie wir am Vortag, die gleiche Erfahrung mit der Übernachtungssuche machte. Wir frühstücken gemeinsam mit ihm und plaudern ein wenig. Und dann geht es schon wieder los. Heute an unserem vierten Tag auf dem Jakobsweg wollen wir bis nach Viana do Castelo kommen. Also auf und die Rucksäcke gesattelt, los geht es 🙂

001 Esposende am morgen

Trotz des trüben Wetters und Windes ist es schon recht warm. Wir wandern los und kommen langsam von der breiten Promenade weg auf Schotterpisten. Bald sind wir auch schon in Marinhas und treffen auf Lena, die wir gestern noch kurz kennen gelernt haben. Sie hat etwas Probleme mit ihren Füßen, kämpft sich aber jeden Tag weiter in Richtung Santiago. Ab Marinhas sind wir nun etwas weiter weg vom Meer und pilgern die Hügel bergauf und bergab. Durch eine schöne Villensiedlung führt uns nun der Weg und ab und zu sehen wir auch noch das Meer. Hinter der Ortschaft Belinho kommen wir mit einer Gruppe von vier US-Amerikanern ins Gespräch. Sie sind ungefähr um die 70 und gehen auch mit zügigen Schritten voran. Bis nach Santiago gehen sie allerdings nicht, da sie auch noch etwas Strandurlaub geplant haben. Aber erst müssen wir unseren Weg finden. Ein aufgeregter Portugiese beschreibt uns mit Händen und Füßen, dass der üblich ausgeschilderte Weg nicht begehbar sei. Durch den Regen sei ein Teil weg gespült. Wir nehmen also einen anderen Weg und finden dann auch schon bald auf den eigentlich ausgeschilderten Camino zurück. Eine schöne Steinbrücke führt uns hier über den Rio Neiva.

Nach der Überquerung des schönen Flußes geht es nun eine weile bergauf zu der Ortschaft Santiago. Wir kommen also heute auch schon mal in Santiago an 😉 Nach unserer Mittagsrast an der Kirche in Santiago, geht es dann etwas länger durch einen schönen Eukalyptuswald und langsam verziehen sich auch die Wolken am Himmel.

Ab jetzt geht es fast nur noch an Straßen und durch Gassen. Ungefähr 3 Kilometer vor Viana do Castelo werde ich doch ziemlich müde und ich bin sehr froh, dass Tanja vor mir läuft. So kann ich mich im wahrsten Sinne des Wortes an ihre Fersen heften. Entlang der viel befahrenen Nationalstraße die nur gerade aus geht, ist es recht öde zu laufen. Nach einem guten Kilometer kommen wir dann auf die Stahlbrücke die von Auguste Eiffel konstruiert wurde. Über 563 Meter wurde 2000 Tonnen Stahl hier verbaut. Für Fußgänger ist die Brücke nicht gerade sehr angenehm zu überqueren. Am Ende der Brücke erschrecken wir uns auch noch, da die ganze Konstruktion anfängt zu beben. Ein Erdbeben etwa??? Nein, zum Glück nicht. Es ist nur die Bahn, die unter uns durchfährt. Das war ein ziemlicher Schreck. Am Ende der Brücke angelangt, haben wir es zum Glück nicht mehr weit bis zu unserem heutigen Hotel. Wir haben uns vorab ein Apartment im Hotel do Parque gebucht. Es ist wirklich zu empfehlen. Alles neu, die Rezeptionistin sehr freundlich und ein großer Hotelpool ist auch da. Und alles noch extreme günstig dazu. Auch hier sind wir nicht die einzigen Pilger, was die an den Fenstern aufgehängte Funktionskleidung und Socken zeigen 🙂 Glücklich endlich angekommen zu sein, legen wir uns schon bald für ein Nickerchen an den Pool.

Wir gehen noch auf eine kleine Sightseeing Tour und zum Essen in das kleine Städtchen. Nach dem wir uns noch mit ein paar Lebensmitteln eingedeckt haben, treffen wir unverhofft auf Werner. Für ihn ist das der letzte Abend und morgen fährt er wieder nach Porto und fliegt zu seiner Frau nach Hause. Er geht noch in ein portugiesisches Fischrestaurant und wünscht uns „Bom Caminho“. Tanja und ich entscheiden uns für die Pizzeria „Ristorante Dolce Vianna“. Ich sage euch, DAS war die beste Pizza die ich jemals gegessen habe!!! Die Spaghetti vom Nachbartisch dufteten auch verführerisch. Bald schon gingen wir in unsere Betten. Nach 24 Kilometern waren doch streichfähig. Morgen geht es dann auch früh weiter 🙂

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